Mangelhafte Planungen bei Gebäuden des Landes

  • Planungsmängel und Baufehler werden zu spät erkannt
  • Neubauten müssen bereits nach wenigen Jahren saniert werden
  • Technische Sonderlösungen müssen intensiver überwacht werden

 

Karlsruhe/Stuttgart: Das Land baut und saniert jährlich mit einem Gesamtvolumen von rund 1 Mrd. Euro. Die Hochbaumaßnahmen sind zunehmend komplex und stellen höhere Ansprüche an die Qualität im Planungs- und Bauprozess. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass die Anzahl der Baumaßnahmen mit gestörtem Bauablauf merklich angestiegen ist. Die Bauverwaltung akzeptierte in den letzten Jahren Planungen, die mangelhaft waren bzw. gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstoßen. Bei der Prüfung der Planungen wurden die besonderen Herausforderungen offenbar nicht erkannt. In mehreren Fällen mussten Neubauten bereits nach wenigen Jahren der Nutzung saniert werden.

„Das Land als Bauherr sollte die Planungen noch intensiver hinsichtlich der allgemein anerkannten Regeln der Technik prüfen. Abweichende, risikobehaftete Planungen und Sonderlösungen sollen genau überwacht werden, um Störungen rechtzeitig zu erkennen und im Bauablauf zu vermeiden“, so die neue Präsidentin des Rechnungshofs, Dr. Cornelia Ruppert.
 
Beispiele für mangelhafte Planungen lassen sich in ganz Baden-Württemberg finden. Der Neubau der Mensa Moltkestraße in Karlsruhe etwa wurde 2007 mit Gesamtbaukosten von 8 Mio. Euro errichtet. Die Fassade und das Dach wurden aus Holzkastenelementen hergestellt, die Abdichtung erfolgte mit einer Spritzbeschichtung aus Kunststoff. Diese besondere Bauart wies bereits nach zwei Jahren Mängel auf und muss nun für mehr als 5 Mio. Euro saniert werden.

Die Universitätsbibliothek in Freiburg kostete 53 Mio. Euro und wurde 2015 übergeben. Von der Fassade fielen wiederholt Metallelemente ab. Seit 2018 sind deswegen Teile der rückwärtigen Straße dort gesperrt. Deutlich größer ist der Schaden jedoch für die weiterhin undichte Fassade. So ist die Wärmedämmung inzwischen vollständig durchfeuchtet. Die Universität behilft sich bislang damit, Eimer entlang der Innenfassade als Auffangbehälter für Regenwasser aufzustellen. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 5 Mio. Euro. Ein Rechtsstreit mit dem Fassadenbauer dauert an, die Sanierung steht noch aus.

Der Neubau für die DHBW in Stuttgart konnte erst mit einer Verzögerung von mehr als zwei Jahren im Herbst 2022 übergeben werden. Die Baukosten stiegen von 89 auf 113 Mio. Euro. Aufgrund unzureichender Rettungswege aus den Obergeschossen kann das Gebäude von höchsten 2.000 Personen gleichzeitig genutzt werden, obwohl mehr als doppelt so viele Plätze zur Verfügung stehen. Auch die Sanierung des mangelhaft ausgeführten Dachaufbaus trug wesentlich zur verzögerten Fertigstellung und den Mehrkosten bei. Allein hierbei entstanden Mehrkosten von mehr als 1,2 Mio. Euro.